Wir stehen für ein neues, partnerschaftliches Führungsprinzip.

Die Eröffnung neuer Perspektiven für Frauen und Unternehmen ist uns ein Anliegen. Dazu gehört auch die Wahl nicht-traditioneller Bildungsangebote für Frauen, denn Aus- und Weiterbildungen in diesem Bereich ermöglichen eine zukunftsträchtige Beschäftigung, höhere Einkommen und damit auch andere zeitliche Gestaltungsmöglichkeiten.

Topsharing?! So gelingt es Ihnen!

Porträit Michaela Foißner-Riegler

Was war Ihre ursprüngliche Motivation das Top Sharing Modell auszuprobieren?

Also ursprünglich war die Motivation von mir und meiner Kollegin, die in einer ähnlichen Lebenssituation war wie ich, dass wir zurück in den Job möchten und zwar in eine Position, die unseren Kompetenzen entspricht.  Wir waren ja beide vor der Karenz im Top Management und da wollten wir auch wieder hin. Das Topsharing gab uns die Möglichkeit unsere Karriere mit unserer Lebenssituation gut unter einen Hut zu bringen. Wir wollten nicht auf Grund der geänderten Lebenssituation auf einen tollen Job verzichten. So war die Ausgangssituation. (lacht) Aber auch unsere Chefin wollte auch nicht auf uns verzichten, das muss ich auch sagen.

Super, dass Ihre Chefin Sie beide da so unterstützt hat.

Ja, das stimmt. Das finde ich auch sehr mutig von ihr. Das muss man sich auch erstmal trauen; die Geschäftsführung an zwei Frauen zu geben in einem Modell, über das es bisher noch kaum Erfahrungswerte gibt. Das hat uns natürlich sehr gefreut und bestärkt, es auszuprobieren.

Und wie haben Sie das Topsharing dann konkret umgesetzt?

Meine Kollegin und ich haben langjährige Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens gehabt. Da war es uns wichtig, wie wir es schaffen könnten, dass wir unser Know-how und unsere Kompetenzen in den verschiedenen Bereichen am effektivsten einsetzen können. Deshalb haben wir uns die Bereiche klar aufgeteilt. Das war sehr wichtig, damit wir uns nicht für Alles verantwortlich fühlen. Und dann natürlich die Aufteilung der Arbeitstage. Wir wollten einen gemeinsamen Tag haben, unseren Teamtag. Da haben wir gemeinsame Meetings miteinander und mit unserem Team gehabt.

Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit Topsharing so gut funktioniert, wie bei Ihnen?

Ich finde das Vertrauen von Seiten des Unternehmens sehr wichtig, damit man so ein Modell etablieren kann. Und dann braucht es auch ein Team, das bereit ist, das mitzutragen. Ich denke, es braucht eine gewisse Reife und auch ein gewisses Kommittent vom Team zu sagen: „Ok, ich habe jetzt eine Chefin, die ist nur 3 Tage in der Woche da.“ Aber das kann auch wieder eine Chance sein für die Teammitglieder Entscheidungen selbstständiger zu treffen und stärker Verantwortung zu übernehmen. Auch war es gut, dass meine Kollegin und ich uns schon gekannt haben und das Team bereits bestand, das war ein großer Vorteil.

Was waren die Herausforderungen?

Die größten Herausforderungen gab es eigentlich immer, wenn außerordentliche Meetings waren, bei denen wir nicht auf unsere regulären Dienstzeiten zurückgreifen konnten. Bei manchen Meetings stellte sich heraus, dass es besser war, wenn wir beide anwesend sind. Das hatten wir am Anfang anders gedacht. Unsere Ambition uns schlanker aufzustellen hat in diesen Fällen nicht so gut funktioniert.

Wo sehen Sie die Vorteile dieses Modells?

Die Benefits sind ganz klar in der Arbeitszeitflexibilität und in der gemeinsamen Entscheidungsfindung. Man ist zu weit in einer Rolle, in der man sonst alleine wäre. Da konnten wir uns sehr gut coachen und feedbacken. Ich habe auch so viel über mich selber gelernt und wie ich im Team und in meiner Führungsrolle agiere. Ich denke, das ganze Team ist mitgewachsen. Wir waren wirklich sehr erfolgreich, was sich dann auch in den Zahlen gezeigt hat. Es hat uns sehr gefreut, dass unsere Idee so gut gegriffen hat. Für mich persönlich war es schön zu sehen, dass es wirklich möglich war, die eigene private Situation mit der beruflichen Karriere gut abstimmen zu können. Leider trauen sich bisher zu wenige Unternehmen, ihren Mitarbeiter*innen diese Möglichkeit zu geben, die wir dankenswerter Weise hatten.

Was würden Sie anderen Interessierten mit auf den Weg geben?

Ich kann nur sagen, dass es eine der tollsten beruflichen Zeiten war, mit vielen neuen Erfahrungen innerhalb eines tollen Teams. Wenn die Rahmenbedingungen passen, wenn man vom Unternehmen das Vertrauen bekommt, dann sollte man das auf jeden Fall machen. Es braucht zwar eine gewisse persönliche Größe und Gelassenheit, sich die Nummer eins zu teilen, aber wenn das funktioniert, dann ist es eine totale Bereicherung.  Uns hat die klare Aufgabenabgrenzung, der ehrliche Austausch untereinander und die transparente Kommunikation gegenüber dem Team sehr geholfen, dass das Projekt so gut gelungen ist. Das kann ich wirklich allen zukünftigen Topsharern mitgeben: Klare Aufgabenabgrenzung, klare Verantwortungen gemeinsam definieren und festlegen; macht es aber nicht zu kompliziert, sondern probiert es aus und lernt am Weg.

Vielen Dank!

* Heute haben beide in unterschiedlichen Unternehmen wieder eine Vollzeitposition. Ihre Lebensumstände veränderten sich weiter und machten eine Vollzeitposition wieder attraktiv. Aber missen möchten sie die gemeinsame Zeit in geteilter Führung nicht.